Okay. Sie sind also ein normaler Musikkonsument, hören gerne Töne mit Text auch mal ohne Text, aber mit Text ist ja auch schön, auch wenn man nicht alles versteht, was die da in Anglo-USA so singen. Es gibt ja auch schöne deutsche Sachen. Inzwischen! Das war nicht immer so, da können Sie sich noch erinnern. Da waren die deutschen Charts voll von Ausländern, sympathische Ausländer, die nur in Deutschland Erfolg hatten zumeist. Aber heute, da sieht das ja echt anders aus, Sie haben neulich mal auf die Charts geguckt: FAST NUR DEUTSCHE PLATTEN unter den TopTen, das ist ja echt sagenhaft! Also jedenfalls bei den Longplayern. Bei den Singles regiert irgendso ein Zeug für die Jugend, da kennt man ja gar nix. Egal, Charts hören Sie ja sowieso nicht sooo gerne, lieber was n bißchen abseits des Mainstreams, der Kollege hatte da neulich ne französische Band auf dem Rechner, die war sowas von lebendig, das waren irgendwie so 12 Bläser, ursprünglich aus Algerien, aber die haben echt in Frankreich jede FuZo so richtig aufgemischt, hat der Kollege gehört, mit ihrem Gemisch aus Polka, Walzer und ein wenig Jazz dabei, aber sowas von spielen konnten die, aber wie hießen die noch? Irgendwas „Les“ oder „-is“ hinten, naja. Im Plattenladen kennt die eh keiner, da gehen Sie ja sowieso nicht mehr hin, nur so fremde Kennerplatten von Vollnerds. Die haben in den Plattenläden ja längst den Kontakt zum Publikum verloren, finden Sie. Richtig gute Musik für Leute, die einfach richtig gute Musik hören wollen, haben die ja gar nicht. Wenn da mal ein Stück läuft, was einem gefällt und man fragt danach heißt es immer „Ja, das gibt’s nur auf Vinyl!“ oder „Das ist das Akkordeon-Nebenprojekt von dem ehemaligen Bassisten von „The Art Buyings“, kann man aber noch nicht kaufen, ist noch nicht erschienen“ – aber verdammt, Sie haben doch 1989 den Plattenspieler nicht mehr ans Laufen bekommen und wer zum Teufel sind bitte denn wieder die „The Art Buyings“ gewesen?? „Nee, die haben damals GANZ andere Musik gemacht“, kommt dann und Sie verzweifeln, wo soll man denn bitteschön die Musik kaufen, die einem gefällt? Da ist es doch besser, man lässt im Radio Klassikradio laufen, das ist so entspannend, man glaubt es nicht. Und da gibt’s auch Melodien und Gewinnspiele für Karten von diesem „Oper goes Morricone“-Event, wo Andre Hellers Sohn die Choreo gemacht haben soll und das einen echt verzaubert, so soll ein schöner Abend heutzutage aussehen. Was sollen Sie sich mit diesem ganzen Indie-Kram noch beschäftigen, gut klingen tut das doch auch nicht und man hat doch gar keine Zeit mehr, sich abends noch mit Musik auseinanderzusetzen, wo der Künstler irgendwas sagen will, tut mir leid, Ihr Alltag ist doch anstrengend genug.
Ebend.
Deshalb heute keine Musik. Nur Klamotten und Bücher.
Der neue Thomas Meinecke! Geht nur um Musik, ätsch!
Es wird kalt, man braucht Loopschals! „Loop“? Schon wieder Musik drin!
Und Mützen! Jeder braucht Mützen, um sich die Ohren zu wärmen. Damit die alles, z.B. Musik hören können.
Oder die hier. Die steht auch Nichtmützengesichern. Haben wir ausprobiert an J., S., M. und E.
Dann: Warum hat diese fantastische Matrosenhose ein ausgestelltes Bein? Damit keine spitzen Töne in den Schuh rutschen, hahah!
Hamburg - schiet Wetter, gute Musik. Wenns Wetter mal gut ist, kann man in Hamburg aber auch super rumlaufen. Dieses Buch sagt, wohin!
Und der Herr lebt auch nicht mehr von der Musik, lieber von Worten ohne Töne: Der neue, echt gute Roman von Sven Regner.
Und denken Sie daran: Musik kommt durch das Ohr. Aber gehört wird mit dem Magen. Wo auch die Liebe durch geht.
Herzlichst Ihr
Hans E. Platte
Hanseplatte ist ein Projekt aus dem Hause RockCity e.V. aber nicht so Projekt wie in „Hab n neues Projekt“, sondern echt so richtig Projekt ohne Abschlußschwäche.